Flugzeugabschuss: Nur noch eine Person im Gewahrsam

IranJournal

Am Jahrestag des Abschusses eines ukrainischen Passagierflugzeugs durch die iranische Revolutionsgarde hat der militärische Staatsanwalt in Teheran den Abschluss der Untersuchungen erklärt. Der Vorfall sei zu vermeiden gewesen, stellte Gholam-Abbas Torki am Freitag fest. Nur noch eine Person befinde sich in Gewahrsam. Die anderen Angeklagten seien unter Auflagen auf freiem Fuß.

Laut offiziellen Angaben soll die Maschine des Typs Boeing 737 infolge eines menschlichen Versagens abgeschossen worden sein. Der zuständige Kommandeur des Luftabwehrsystems habe bei der Einstellung des Radars einen groben Fehler begangen, erklärte Torki am Freitag. Teheran legte allerdings bisher keine entsprechenden Beweise vor. Unabhängige oder internationale Beobachter waren an den Untersuchungen des Abschusses nicht beteiligt.

Angehörige der Opfer werfen der Islamischen Republik deshalb Vertuschung und Verheimlichung vor. Wie könne es sein, dass die Täter selbst die Untersuchungen übernommen hätten, fragte etwa der Vater einer getöteten Passagierin Mitte Dezember die Staatsanwaltschaft. Irans Präsident Hassan Rouhani machte am Freitag „eine rücksichtslose Gruppe“ für den Abschuss verantwortlich, ohne dies weiter auszuführen.

Das ukrainische Passagierflugzeug war am 8. Januar 2020 um 6:13 Uhr kurz nach dem Start vom Teheraner Imam-Khomeini-Flughafen vom Luftabwehrsystem der Revolutionsgarde unter bis jetzt ungeklärten Umständen mit mindestens zwei Raketen abgeschossen worden. Fünf Tage zuvor war der Befehlshaber der im Ausland operierenden Eliteeinheit der Revolutionsgarde (Quds-Einheit), General Qassem Soleimani, im Irak durch einen Drohnenangriff der USA getötet worden. Die Revolutionsgarde hatte als Racheaktion einen Stützpunkt der US-Armee im Irak angegriffen. Angeblich war das Passierflugzeug mit einer US-Rakete verwechselt und deshalb abgeschossen worden. Warum an so einem Tag der zivile Flugverkehr nicht abgestellt wurde, ist bis heute nicht geklärt worden. Die Revolutionsgarde hat den Abschuss des Flugzeugs nach drei Tagen unter internationalem Druck zugegeben.

Der Iran hat den Angehörigen der Opfer 150.000 Dollar Entschädigung pro Person angeboten und bezeichnet die 127 iranischen Opfer als „Märtyrer*innen“. Die Angehörigen lehnen die Entschädigung ab und verlangen eine restlose Aufklärung des Falls.