Iran Journal: Anstieg der Todesstrafen im Iran: 84 Prozent mehr Verurteilungen

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Zum Welttag gegen die Todesstrafe am 9. Oktober hat die Nachrichtenagentur HRANA aktuelle Zahlen zu Todesstrafen im Iran veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Todesurteile in der Islamischen Republik im Vergleich zum Vorjahr um 84 Prozent gestiegen.

Laut dem Bericht wurden vom 10. Oktober 2022 bis zum 8. Oktober 2023 mindestens 659 Personen im Iran erhängt. Das ist eine Zunahme von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. 17 der Hingerichteten waren Frauen, eine Person war zur Tatzeit jünger als 18 Jahre. Sieben Exekutionen fanden öffentlich statt. 63 Prozent erfolgten laut Hrana “geheim”. Zwischen dem 10. Oktober 2021 und dem 7. Oktober 2022 waren im Iran mindestens 528 Personen hingerichtet worden, ein Anstieg von etwa 98 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Obwohl die Gefängnisse von Zahedan in der südöstlichen Region Belutschistan und Adilabad in Shiraz die höchste Anzahl an Hinrichtungen verzeichneten, wurden die meisten Exekutionen in den Gefängnissen der Provinz Alborz (15 Prozent), Sistan und Belutschistan (11,5 Prozent) sowie Kerman (9 Prozent) durchgeführt. Teheran, Semnan und Bushehr hatten die niedrigsten Hinrichtungsraten unter den Provinzen.

Laut HRANA erfolgte über die Hälfte der Hinrichtungen (56,6 Prozent) aufgrund von Drogenvergehen, während 35,05 Prozent auf Mord, 2,58 Prozent auf Vergewaltigung und 2,28 Prozent auf „unbekannte Anklagen“ zurückzuführen waren. 2,89 Prozent der Hinrichtungen wurden aus Gründen wie Kriegsführung gegen Gott, Landesverrat, Sicherheitsvorwürfe, Spionage, Terrorismus, Bombenanschläge oder anderen religiös-politischen Anklagen durchgeführt.

Die Durchführung der Todesstrafe findet in Iran statt, obwohl vielen Angeklagten faire Gerichtsverfahren verwehrt sind. Internationale Kritik löste es insbesondere aus, als Mohsen Shekari hingerichtet wurde, einer der festgenommenen Teilnehmer der Proteste im Iran ab September 2022 in Reaktion auf den Tod von Jina Mahsa Amini am 9. Dezember. Wenige Tage später wurde auch Majid Reza Rahnavard, ein weiterer inhaftierter Demonstrant, erhängt. Gegen einige der Inhaftierten wurden Todesurteile aufgrund erzwungener Geständnisse unter schwerer physischer und psychischer Folter verhängt, was zu breiten internationalen Protesten führte.

Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen bewertete die Hinrichtungen von Demonstrant*innen angesichts der willkürlichen Verhaftungen von Protestierenden und ihrer schnellen Gerichtsverfahren ohne das Recht auf einen Anwalt als „staatlichen Mord“.

Derzeit ist die Todesstrafe weltweit in 147 Ländern abgeschafft oder ausgesetzt. Unter den 57 Mitgliedsländern der Organisation für Islamische Zusammenarbeit sind es 34 Länder. Obwohl die Islamische Republik nicht alle vollstreckten Todesurteile bestätigt, gehört sie gemessen an ihrer Bevölkerungszahl zu den Ländern mit den höchsten Hinrichtungsraten.