Iran Journal: 20 Millionen Arbeitskräfte im Iran ohne Arbeitsplatzsicherheit

Zuerst veröffentlicht im Iran Journal

Der Vorsitzende der iranischen Gewerkschaft der Vertrags- und Zeitarbeiter*innen hat am Freitag die fehlende Arbeitsplatzsicherheit und die unzureichende Regelung der Arbeitsverträge im Iran kritisiert. Fathollah Bayat erklärte, dass aktuell etwa 20 Millionen Erwerbstätige im Iran von unsicheren Arbeitsverhältnissen betroffen seien.

Laut dem Gewerkschaftsvorsitzenden gibt es im Iran etwa 15 Millionen formelle und 5 Millionen informelle gering qualifizierte Beschäftigte. Etwa 96 Prozent von ihnen hätten befristete Verträge. Fünf Millionen informelle Beschäftigte mit niedriger oder ohne Qualifikation arbeiteten ohne jeglichen Arbeitsvertrag. Sie seien in der Liste der Beschäftigten des Landes nicht erfasst.

Die staatliche Nachrichtenagentur Tasnim, die den Revolutionsgarden nahesteht, berichtet von informellen Beschäftigten, die in Bekleidungsfabriken, Servicezentren und Arztpraxen tätig sind. Sie haben informelle Verträge unterzeichnet oder sich sogar verpflichtet, keinerlei Ansprüche an ihre Arbeitgeber*innen oder Forderungen nach rückständigen Zahlungen zu stellen.

Nach Angaben von Fathollah Bayat haben alle diese Gruppen, einschließlich der „formell erscheinenden“ Beschäftigten mit „rechtswidrigen“ befristeten Verträgen und informellen Arbeiter*innen ohne Vertrag, ein gemeinsames Anliegen hinsichtlich der Arbeitssicherheit. Er betont, dass rund 20 Millionen abhängig Erwerbstätige im Land die Lebensgrundlage ihrer Familien auf der Basis einer mangelnden Arbeitsplatzsicherheit gewährleisten und ständig um ihre Zukunft besorgt seien müssten.

Gemäß den Gesetzen der Islamischen Republik müssen seit Januar 2022 alle, die vier Jahre lang in einem Job tätig waren, einen unbefristeten Vertrag bekommen. Rahim Mirabdollah, Mitglied des Arbeitsrates der Provinz Teheran, erklärt jedoch, dass derzeit „die meisten Arbeiter*innen“ keine schriftlichen Verträge hätten. In den vergangenen Jahren haben iranische Beschäftigte in verschiedenen Produktions- und Dienstleistungsbereichen wiederholt gegen ihre Arbeitsverträge, insbesondere gegen deren Befristung, protestiert.

Viele Gewerkschaftsaktivist*innen sind aufgrund der friedlichen Forderung nach gesetzlichen Mindestanforderungen wie pünktlicher Lohnzahlung, Vorhandensein eines Arbeitsvertrags oder Sicherheit am Arbeitsplatz, mit der Verfolgung durch Sicherheits- und Ermittlungsbehörden der Islamischen Republik konfrontiert.

Das Mindestgehalt der Beschäftigten im Iran beträgt derzeit monatlich etwa 8 Millionen Toman, umgerechnet etwa 160 Euro, für Verheiratete mit Kindern. Statistiken zufolge liegen die Lebenshaltungskosten für eine Familie zwischen 20 und 31 Millionen Toman, umgerechnet rund 400 und 620 Euro, im Monat.