Iran Journal: Menschenrechtspreis für Filmemacherin Manijeh Hekmat

Zuerst veröffentlicht im Iran Journal

Die iranische Regisseurin Manijeh Hekmat ist an diesem Wochenende mit dem Menschenrechtspreis des Human Rights Film Festival in Lugano ausgezeichnet worden. Das Filmfestival in der Schweiz legt seinen Schwerpunkt auf Themen wie  Menschenrechte, Migration und Identität. Dort werden neben diesem Jurypreis auch der Schweizer International Amnesty Award und ein Publikumspreis verliehen. Das Festival fand vom 19. bis 29. Oktober statt.

Überreicht wurde Hekmat der Preis bei der Abschlusszeremonie des Festivals von Abbas Amini, dem Regisseur des Films „Endless Borders“. Dabei wurde auch Hekmats Film “19“ mit Panthea Panahiha in der Hauptrolle, eine deutsch-iranische Co-Produktion aus dem Jahr 2022, gezeigt.

Manijeh Hekmat wurde 1962 in Arak im Iran geboren und hat als Produzentin und Autorin an über 25 Filmprojekten mitgearbeitet. Sie gilt als eine der zentralen Figuren des politischen iranischen Kinos. Ihr Debütfilm „Frauengefängnis“ aus dem Jahr 2002 wurde auf mehr als siebzig internationalen Festivals gezeigt und mit dem Amnesty International Award beim Rotterdam Festival ausgezeichnet. Der Film spielt in einem Frauengefängnis in Teheran und erzählt von inhaftierten Mörderinnen, politischen Gefangenen und Prostituierten, die von ihren Wärtern als „Müll“ bezeichnet werden.

Der Film, der aus drei Segmenten besteht, die in den Jahren 1984, 1992 und 2001 spielen, behandelt heikle Themen wie Kriminalität, Korruption, Prostitution, Drogenabhängigkeit und Homosexualität unter den Gefängnisinsassinnen. „Wir konnten aufgrund unserer schwierigen wirtschaftlichen Situation kein Gefängnis als Filmset bauen. Deshalb mussten wir die Behörden überzeugen, uns in echten Gefängnissen arbeiten zu lassen. Wir haben uns an die Justizbehörden gewandt, die unsere Anfrage sofort abgelehnt haben. Ich habe jedoch nicht aufgegeben. Ich hatte innerhalb von drei Monaten 42 Treffen mit Behörden, und am Ende habe ich das Gefängnis bekommen“, wird Hekmat in einer Pressemitteilung des Festivals zur Preisverleihung zitiert.

Manijeh Hekmat darf derzeit keine Filme im Iran drehen
Manijeh Hekmat darf derzeit im Iran keine Filme drehen

Hekmats zweiter Film „Drei Frauen“ ist eine zärtliche und erhabene Reise durch die Identitäten von drei Generationen iranischer Frauen und eine Vision des Irans als Ort stolzer unabhängiger Frauen mit unergründlichen Tiefen. 2020 drehte die Filmemacherin „Bandar Band“. In der iranisch-deutschen Produktion ist eine Musikband aus der Provinz auf dem Weg nach Teheran, um an einem Wettbewerb teilzunehmen. Nach einem positiven Start ändern die Charaktere aufgrund von zahlreichen Straßensperren und einer Überschwemmung, die, wie im Frühling 2019 tatsächlich geschehen, zu Todesfällen und massiven Zerstörungen im ganzen Land führt, langsam ihre Stimmung.

Hekmats neuester Film “19” ist von der Tragödie der Coronapandemie inspiriert. Aufgrund einer Covid-Infektion fällt eine Malerin ins Koma und sinkt ins Unbewusste, in dem Vorstellungskraft und intime und kollektive Erinnerungen ineinander fließen.

„In einem Land, in dem Freiheiten mit Gewalt unterdrückt werden, gewinnt die Arbeit von Manijeh Hekmat noch mehr an Bedeutung. Ihre Figur ist wichtig, nicht nur für ihre Arbeit als Autorin, sondern auch als Produzentin, die es jungen iranischen Regisseuren ermöglicht, Filme trotz der Bedingungen ihres Landes zu realisieren,“ heißt es in der Pressemitteilung des Filmfestivals zur Preisverleihung. „Hekmat macht ein Kino, das aus der Realität Kraft schöpft und Kunst als Politik versteht, die in der Gesellschaft verwurzelt ist.“